Eine äusserst inspirierende Reise

resieberichtEndlich ist der Oktober da! Es ist soweit: Ich trete die Fahrt nach Freisbach (D) an, um dort den von den DiD-Doulas® organisierten „Doula-Refresher“ zu besuchen. Als Gäste werden die berühmte Hebamme und Buchautorin Ina May Gaskin sowie Debra Pascali-Bonaro, Doula und Filmemacherin aus den USA erwartet. Ich wünsche mir Doula-Inspiration und bin sicher, nicht enttäuscht zu werden. ☺ Zum Einstieg ins Wochenende werden wir herrlich bekocht. Da fällt das Kontaktknüpfen und das Plaudern in Englisch leicht. Ina May hat ihren Mann Stephen Gaskin dabei, und zusammen mit Debra kommen wir schnell in ein spannendes Gespräch.

Nach dem Essen überreicht Melanie Schöne, Organisatorin und Ausbilderin der Doulas in Deutschland Ina May ganz feierlich die Ehrenmitgliedschaft des Vereins DiD. Dafür, aber auch für den Alternativen Nobelpreis, den die „berühmteste Hebamme der Welt“ für ihren unermüdlichen Einsatz zu Gunsten der Frauen, Babies und Familien und für ihren Widerstand gegen den Trend der Übertechnisierung der Geburten erhalten hat, erhält sie von allen Anwesenden tosenden Applaus.

Ganz überraschend darf ich an diesem Wochenende auch der Filmpremiere von Melanies Film „Hausgeburt – einfach friedlich gebären“ beiwohnen. Fünfzig sehenswerte Minuten „Plädoyer“ für eine selbstbestimmte Geburt in Geborgenheit, mit vielen ermutigenden Statements der Beteiligten… auch PRO Doula! Natürlich habe ich Beas Doula-Fotobücher im Gepäck. Die deutschen Frauen schmökern ganz interessiert. Ina May, Melanie und Debra darf ich in Beas Namen je ein so kostbares Exemplar überreichen. Und mittlerweile setzt sich der begeisterte DiD-Vorstand bereits aktiv für die Verbreitung des Büchleins ein. Super, oder?! Ende Monat wird übrigens auch Melanies Buch „Doula-Wissen rund um die Geburt“ auf den Markt kommen.

Was gibt es denn nun inhaltlich zu berichten?? Ihr müsst wissen: Zwei Tage mit Debra und Ina May kann frau nicht wirklich beschreiben. Das muss mit Haut und Haar, Aug und Ohr selbst erlebt werden. Ein Treffen mit den beiden kann ich Euch wärmstens empfehlen! Debra wird am Montag 5. Dezember 2011 übrigens im Tessin sein… aber wohl „nur“ auf Italienisch und Englisch. Wer Lust hat, nach Bali zu reisen, um ein zweites Mal die Doula-Ausbildung zu machen: www.eatpraydoula.com.

  • Zum guten Schluss selbstverständlich doch noch ein paar Müsterchen aus Freisbach (D):
    Ina May empfiehlt uns, in einer hektischen Krankenhausnacht z. Bsp. daran zu denken, dass das, was wir Doulas einbringen möchten, die positive Energie ist. Das kann Energie in Form von „Futter“ sein: „Food makes friends.“ Aber auch ein Lächeln kann Wunder wirken. Sie sagt: „Die erste Person, die in einer schwierigen Situation lächelt, könntest DU sein!“
  • Sie weist uns darauf hin, dass es – auch wenn wir uns das für unsere Frauen wünschen – nicht unser Ziel sein kann, dass all unsere Kundinnen eine natürliche Geburt erleben. Wichtig ist, dass sich Mutter und Baby ineinander verlieben → Bonding! Das kann nach einer Sectio auch mal heissen, dass wir bei längerer Trennung von Mutter und Kind ein paar Tropfen Kollostrum zum Baby bringen.
  • Darauf angesprochen, was denn helfen würde, ein „faules“ Baby zum Stillen zu animieren, erzählt Ina May die Geschichte eines Bauern, der seit vielen Jahren Ziegen im Stall hat. Als sein Kind nicht trinken wollte und die familiäre Situation deswegen immer angespannter wurde, kam ihm der glorreiche Gedanke, dass die Ziegen ihre Jungen vor dem Trinken jeweils ablecken. Und siehe da: Das hat auch beim Baby geholfen! Zitat Ina May: „There are a lot of secret lickers, out there!“
  • Zum Thema Nabelschnur (NS) empfehlen Debra und Ina May, sich dafür einzusetzen, nicht allzu hektisch vorzugehen. Ein späteres Durchschneiden der NS tut dem Kindchen gut. Es bekommt so viel mehr Plazenta-Blut (s. Penny Simkins Kurzfilm auf youtube). Zur Gewinnung des NS-Blutes könne man nach der Geburt der Plazenta und nach dem Auspulsieren der NS die Plazenta aufhängen. Die Schwerkraft tue das ihrige dazu.
  • Debra berichtete uns sehr eindrücklich von diversen Ritualen rund um die Geburt. Gerne erinnere ich Euch deshalb an Sabine Lanfranchis Abschlussarbeit zum Thema „Blessingways“. Es ist doch wunderschön, sich während dem Gebären auf die guten Wünsche und die Kraft derjenigen Menschen abstützen zu können, die einem nahe stehen und die einen lieben.
  • Mit Debra schauen wir ausführlich die Wichtigkeit und die Möglichkeiten der Vorgespräche an. Eine Frage, die sie ihren Paaren jeweils stellt: „Was siehst Du als Stärke Deiner Frau/Deines Mannes?“ Es sei sehr emotional, zu hören, wie die Partner gegenseitig die Stärken des anderen hervor heben
  • Weiter üben wir Neues mit dem Rebozo, erhalten Tipps für besondere Kindslagen, sprechen über Gebärpositionen, spielen ein heilendes Ritual – insbesondere für Kaiserschnittmütter – „durch“ und machen zu guter Letzt noch einen „nurturing circle“, einen nährenden Kreis → weil es für uns Doulas immer wieder wichtig ist, uns auf Kraftquellen zu besinnen, uns gegenseitig aufzufangen und auch zu nähren.

Viel Glück und Freude bei der Doula-Arbeit, viele fröhliche, gemütliche Advents- und Weihnachtsstunden und im neuen Jahr hoffentlich ein Wiedersehen…

Herzliche Grüsse, Michèle

2017-02-09T00:25:14+00:00